Mitten in Herz – Wie der Fotograf Michael Poliza sein Herz an Afrika verlor

Von Janine Weitenauer // 21. Mai 2019 // Abenteuer

Neuland entdeckte Michael Poliza 1996 mit dem Kauf seiner ersten Digitalkamera. Dem ehemaligen IT-Unternehmer eröffnete sich im wahrsten Sinne ein neuer Blick auf die Welt. Während seiner dreijährigen Multimedia-Expedition “Starship Millennium Voyage”, die ihn um die Welt führte, nutzte er die Möglichkeiten seiner Pionierausrüstung bis an den Rand des Machbaren aus. Das Resultat dieser Dokumentation über die Naturreservate der Erde, das von SONY, Microsoft, Deutsche Telekom, Olympus und dem WWF gesponsert wurde, ein fotografischer Bestseller. 2002 ließ sich Michael Poliza in Kapstadt nieder, bereiste die Ebenen Afrikas und wurde schnell zu einem weltbekannten Wildlife & Landscape Fotografen. In seiner Fotografie fängt er die Schönheit und Zerbrechlichkeit der Natur und seiner Bewohner ein. So bezeugen auch seine Portraits der...

Neuland entdeckte Michael Poliza 1996 mit dem Kauf seiner ersten Digitalkamera. Dem ehemaligen IT-Unternehmer eröffnete sich im wahrsten Sinne ein neuer Blick auf die Welt. Während seiner dreijährigen Multimedia-Expedition “Starship Millennium Voyage”, die ihn um die Welt führte, nutzte er die Möglichkeiten seiner Pionierausrüstung bis an den Rand des Machbaren aus. Das Resultat dieser Dokumentation über die Naturreservate der Erde, das von SONY, Microsoft, Deutsche Telekom, Olympus und dem WWF gesponsert wurde, ein fotografischer Bestseller. 2002 ließ sich Michael Poliza in Kapstadt nieder, bereiste die Ebenen Afrikas und wurde schnell zu einem weltbekannten Wildlife & Landscape Fotografen. In seiner Fotografie fängt er die Schönheit und Zerbrechlichkeit der Natur und seiner Bewohner ein. So bezeugen auch seine Portraits der Himba, Massai und Bushmen mit respektvollem Abstand und hoher Sensibilität seine besondere Liebe für Afrika.

In seiner neuesten Reisedokumentation nimmt er nun Namibia unter die Lupe – ein Land, mehr als doppelt so groß wie Deutschland, mit einer Bevölkerungsdichte von nur drei Menschen auf einem Quadratkilometer. Dem gegenüber, trotz enorm schwerer Lebensbedingungen, eine artenreiche Tierwelt echter .berlebenskünstler. Dank boomender Wirtschaft und demokratischer Politik geht es Namibia gut. Der Tourismus in diesem leicht und sogar mit dem PKW zu bereisenden Land spielt dabei eine große Rolle. In Polizas spektakulärem Fotoportfolio reihen sich atemberaubende Landschaften und natürliche Denkmäler wie die höchsten Sterndünen der Welt um das Sossusvlei, das Namib- Rand-Naturreservat an Aufnahmen, die die Natur- und Tierwelt präsentieren.

Durch seine Augen sehen wir, wie die Wüste lebt. Die selten auftretenden Regenfälle lassen Pflanzen sprießen. Sie locken Oryxantilopen, Schakale und Giraffen, Strauße und Springböcke an, die wiederum ihre Feinde ködern. Die zu den „Big Five“ gehörenden Löwen, Leoparden, Elefanten und Nashörner sind in diesem Gebiet ebenfalls heimisch und teilen sich das Wenige, was vorhanden ist, stets im ökologischen Gleichgewicht. Porträts der Ureinwohner, die ein traditionelles Leben als Viehzüchter und Kleinbauern führen, ergänzen das Werk.

Nach dem Zuklappen bleibt ein Fernwehseufzer mit Suchtpotential zum Selbererleben. Und weil Michael Poliza mittlerweile auch Reisedesigner ist, liegt der Griff zum Laptop und der Klick auf seine Website, mit maßgeschneiderten Erlebnis-Reisen zu den schönsten und unberührtesten Plätzen, nah. Das wiederum ist ein Grund zum Luftholen!

BILD INFORMATIONEN Rund 180 Wüstenelefanten gibt es im Nordwesten Namibias noch. Die meisten von ihnen bevölkern das Torra Conservancy in der Nähe des Damaraland Camps. 2017 wurden für drei Bullen in der Ugab-Region Jagdlizenzen ausgestellt. Einer galt als Problem-Elefant, zwei waren für die Trophäenjagd vorgesehen. Tierschützer protestierten vergeblich gegen den Abschuss.

Eine ältere Himba-Frau zieht an ihrer Pfeife. Die Frauen spielen in dieser vorrangig matrilinear organisierten Gesellschaft eine zentrale Rolle. Besitztümer werden hier über die mütterliche Linie vererbt. Im Glauben der Himba erbt man das Blut der Mutter und die spirituellen Eigenschaften des Vaters.

Michael Poliza erinnert sich: „Während des STARSHIP Projektes kamen wir mit unserem Schiff an Lüderitz vorbei. Ein Besuch auf Mercury Island wurde uns empfohlen, da es auf unserer Route nach Norden lag. Dort lernte ich das ansässige Paar kennen, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, die auf Mercury Island nistenden Kormorane und andere Seevögel zu schützen und zu zählen. Da die beiden nur einmal im Jahr mit frischen Lebensmitteln versorgt wurden, lag es nahe, frische Lebensmittel sowie ihr Lieblingsgetränk Coca-Cola mitzubringen. Unser Besuch war eine große Überraschung nach so langer Zeit in zweisamer Einsamkeit…“ Jahre später überflog Poliza die Insel in einem Kleinflugzeug und warf winkend einen Brief in einer Cola-Flaschenpost ab. Monate später schrieb das Paar eine E-Mail zurück. Darin erklärten die beiden, wie emotional dieser Moment für sie gewesen sei. Die Cola-Flasche stehe jetzt als Erinnerung auf dem Kühlschrank.

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AUSGABE BELLBOY TRAVELLER 01/19
STADT // LAND // KONTINENT Namibia //Afrika
FOTOGRAFIE // ILLUSTRATION Michael Poliza